Wie gelingt Datenschutz in Apotheken? Vertrauen beginnt beim Rezept

Einleitung

In Apotheken geht es nicht nur um Medikamente – sondern auch um sensible Daten. Rezeptinformationen, Medikationsprofile, Kundenkarten sowie Beratungsprotokolle: All das unterliegt dem Schutz der DSGVO. Datenschutz in Apotheken ist daher unerlässlich. Gleichzeitig sind die Abläufe oft hektisch, und die Anforderungen steigen – ob analog, digital oder hybrid.

In diesem Beitrag zeigen wir, wie Apotheken den Datenschutz praxisnah und rechtssicher umsetzen – mit Blick auf typische Alltagsfallen sowie konkrete Lösungen für mehr Sicherheit und Vertrauen.

Warum Datenschutz in Apotheken besonders wichtig ist

Apotheken arbeiten mit Gesundheitsdaten – einer besonders geschützten Kategorie personenbezogener Daten gemäß Art. 9 DSGVO. Hinzu kommen Kontaktdaten, Zahlungsinformationen, gegebenenfalls auch Sozialdaten bei Rezeptzuzahlungen oder bei der Belieferung von Pflegeeinrichtungen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Informationen ist nicht nur gesetzliche Pflicht, sondern ein zentrales Vertrauenselement im Kundenkontakt.

Typische Datenschutzrisiken im Apothekenalltag

  • Offen zugängliche Rezeptinformationen: Ausdrucke oder Medikationspläne, die auf dem HV-Tisch (Handverkaufstisch) liegen bleiben
  • Beratungsgespräch in der Apotheke: Mithören durch Dritte – ohne akustische Trennung
  • Digitale Kundendaten: Kundenkarte, App-Nutzung, Medikationshistorie – oft ohne klare Einwilligung oder Löschkonzept
  • Videoüberwachung im Verkaufsraum: unzureichend beschildert oder nicht datenschutzkonform begründet
  • E-Mail-Kommunikation mit Pflegeeinrichtungen: unverschlüsselt, ohne AV-Vertrag

Praxis-Tipps: So gelingt Datenschutz im Apothekenalltag

Beratungsdiskretion sicherstellen:
– Einrichtung eines separaten Beratungsbereichs oder Sichtschutz
– Hinweise für wartende Kunden (z. B. „Bitte Abstand halten“)

Digitale Kundenkarte DSGVO-konform gestalten:
– Einwilligung zur Speicherung von Medikationsdaten getrennt einholen
– Löschfristen definieren (z. B. nach 12 Monaten Inaktivität)

Rezepte & Ausdrucke sicher handhaben:
– Keine offen zugänglichen Rezeptinfos
– Ausgabe immer persönlich und datenschutzbewusst

Apps & Online-Dienste rechtlich prüfen:
– Nur Anwendungen mit AV-Vertrag und Serverstandort EU nutzen
– Datenschutzerklärung klar einbinden, auch bei Online-Bestellungen

Team regelmäßig schulen:
– Datenschutz-Sensibilisierung für Rezeptur, Verkauf & Botendienst
– Aufklärung zu Themen wie E-Mail-Kommunikation, Kundenansprache & Löschpflichten

Datenschutz beim Botendienst: Medikamente liefern, Vertrauen bewahren

Immer mehr Apotheken bieten einen eigenen Botendienst oder kooperieren mit externen Zustelldiensten. Dabei gelten die gleichen Datenschutzregeln wie im Verkaufsraum – denn auch bei der Zustellung werden personenbezogene Daten verarbeitet, etwa Name, Adresse, Telefonnummer und Medikationsdetails.

Typische Risiken:

  • Medikamentenpakete mit offen lesbarer Medikation oder Kundenname auf dem Umschlag
  • Boten, die nicht für den Umgang mit Gesundheitsdaten sensibilisiert wurden
  • Adresslisten oder Lieferscheine ohne Zugriffsbeschränkung

So sichern Sie sich ab:

  • Verpackung neutral halten, keine Rückschlüsse auf Inhalte zulassen
  • Schulungen für eigene Zusteller oder Dokumentation bei externen Partnern
  • Abschluss eines AV-Vertrags bei externem Botendienst
  • Schriftliche Einwilligung zur Zustellung einholen sowie regelmäßig erneuern

E-Rezept & digitale Rezeptabwicklung: Neue Technik, neue Verantwortung

Mit der Einführung des E-Rezepts verändert sich der Apothekenalltag grundlegend. Doch gerade bei digitalen Rezepten sind Datenschutz und IT-Sicherheit besonders wichtig – denn der elektronische Zugriff auf ärztliche Verordnungen bringt neue Risiken mit sich.

Was Apotheken beachten sollten:

  • Zugriffsrechte in der Telematikinfrastruktur klar regeln und beschränken
  • Patienten über die Datenverarbeitung verständlich informieren (z. B. per Flyer oder Website)
  • Nur geschultes Personal erhält Zugang zu E-Rezept-Systemen
  • Regelmäßige Prüfung der eingesetzten digitalen Tools auf DSGVO-Konformität

Tipp:
Planen Sie technische und organisatorische Maßnahmen am besten vor der Einführung. Das spart Nacharbeit – und stärkt das Vertrauen Ihrer Kundschaft.

Praxisbeispiel: Datenschutzfehler mit Folgen

In einer belebten Innenstadt-Apotheke wird einem Kunden sein Medikationsplan überreicht – offen sowie in Hörweite anderer Kund*innen. Daraufhin beschwert sich ein anderer Kunde, dessen Name ebenfalls auf dem Ausdruck zu sehen war. Die Aufsichtsbehörde fordert eine Stellungnahme – die Apotheke muss ihre Abläufe anpassen, Mitarbeitende schulen sowie den Beratungsbereich neu strukturieren.

Lektion: Selbst kleine Unachtsamkeiten können datenschutzrechtlich schwer wiegen – gerade bei Gesundheitsdaten.

Datenschutz bei digitalen Arzneimittelbestellungen

Datenschutz bei digitalen Arzneimittelbestellungen

Verarbeiten Sie Vorbestellungen digital – etwa über App, Online-Shop oder Abholstation? Dann gilt: Jede Bestellung enthält Gesundheitsdaten und fällt unter die DSGVO. Seit 2024 können nicht nur Behörden, sondern auch Wettbewerber Datenschutzverstöße abmahnen. Dokumentierte Einwilligungen und sichere Prozesse sind Pflicht.

So schützen Sie Ihre Apotheke vor rechtlichen Risiken

Nutzen Sie DSGVO-konforme Systeme, dokumentieren Sie jede Einwilligung nachweisbar und prüfen Sie Ihre Auftragsverarbeitungsverträge. Schulen Sie Ihr Team im Umgang mit sensiblen Daten. Und ganz wichtig: Schließen Sie eine branchenspezifische Rechtsschutzversicherung ab – auch gegen Wettbewerbsverfahren nach UWG.

Quelle: ApoRisk® Presse: Apotheken in der Datenschutzfalle (2025)

Datenschutz-Check: 5 Fragen für Apotheken

Bevor der nächste Kunde am HV-Tisch steht oder das Rezept per App eintrifft, lohnt sich ein kurzer Realitätscheck. Diese fünf Fragen helfen dabei, potenzielle Schwachstellen im Datenschutzalltag Ihrer Apotheke aufzudecken – schnell, pragmatisch und ohne Paragraphendschungel:

  1. Gibt es dokumentierte Einwilligungen für die Nutzung von Kundenkarten, Apps oder Medikationsprofilen?
  2. Werden Rezeptdaten, Medikationspläne oder Ausdrucke nur persönlich und diskret übergeben?
  3. Ist das Beratungsgespräch so gestaltet, dass Dritte nicht ungewollt mithören können?
  4. Werden Kundendaten regelmäßig überprüft und gelöscht, wenn sie nicht mehr benötigt werden?
  5. Sind alle eingesetzten Systeme – von der Warenwirtschaft bis zur App – technisch und rechtlich DSGVO-konform abgesichert?

Fazit: Schon eine einzige „Nein“-Antwort zeigt Handlungsbedarf. Wer hier gezielt nachbessert, schützt nicht nur sensible Gesundheitsdaten, sondern auch das Vertrauen seiner Kundschaft – und beugt gleichzeitig Bußgeldern und unnötigem Ärger vor.

Fazit: Datenschutz als Serviceversprechen

Wer Datenschutz in der Apotheke konsequent umsetzt, stärkt das Vertrauen der Kundinnen und Kunden und sorgt für Rechtssicherheit. Mit einfachen Mitteln, klaren Prozessen und gezielter Schulung lässt sich Datenschutz in den Apothekenalltag integrieren – auch ohne Mehraufwand.

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Erfahren Sie in unserem Blogbeitrag, wie Buchhandlungen DSGVO-Anforderungen alltagstauglich umsetzen – von der Bonpflicht bis zur Kundendatenverwaltung.

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